Mittwoch, 7. November 2007
Leben voller Glück

"Alles wonach ich strebe ist glücklich zu sein!"

Sätze in diesem und ähnlichem Wortlaut begegnen mir seit ich denken kann. Der Wert "Glück" steht auf der Skala bei den meisten Menschen die ich traf ziemlich weit oben. Für so manchen ist es eines der Hauptmotive, für die sie jeden Tag ihr Bett verlassen. Ich habe Menschen getroffen, die jeden Sekunde ihres Lebens glücksgepolt durch ihre All-tage streifen. Sie leuchten wie helle Sterne am Firmament und wissen ihr Umfeld zu inspirieren. Ja sie stecken mittels ihrer immer präsenten Glücksstrahlen ständig andere Mitmenschen an, die ihrerseits gern angeben, sich in der Gegenwart eines "Gückspilzes" wohl zu fühlen. Solche Menschen mutieren zu Idolen und werden immer wieder gefragt: "Hey sag doch mal, was tust du, dass das Glück dir immer hold ist? Bist du niemals unglücklich?"

Natürlich habe ich auch die andere Seite der Medaille angetroffen. Menschen, die scheinbar immer unglücklich sind, ein Herz voller Sehnsucht haben und dem Silberstreif des Glücks bis zum jüngsten Tage nach sprinten. Doch sie erreichen es nur selten, denn das Glück ist ihnen immer einen entscheidenen Sprung voraus.

Zwischen beiden Extremen pendeln zig Abstufungen von Menschen mitsamt ihren Ein- und Vorstellungen über das Phänomen Glück.

Warum ist das Glück scheinbar unglücklichen Menschen immer einen Schritt voraus? Aus meiner Sicht liegt das in ihren verschobenen Sichtweisen gegründet. Frage ich sie was Glück für sie ausmacht, so ernte ich diverse Antworten im folgenden Tonus:

"Glücklich bin ich dann, wenn alles rund läuft."
"Eine Familie, Freunde und ein super Umfeld zu haben ist Glück."
"Wenn ich eine erfüllende Partnerschaft leben kann, bin ich glücklich."
"Glücklich sein bedeutet einen erfüllenden Beruf und Geld zu haben."

...

Ach diese Liste liesse sich ohne weiteres endlos fort setzen. Was passiert hier? Es werden verschiedene Zustände in das Glück hinein projiziert. Nur eines verschwindet ins Reich des Vergessenen: die Tatsache, dass es einem zu grossen Teilen selbst obliegt, wie erfüllt sein Leben verläuft, wieviele Freunde sich um ihn tummeln, welche Jobs sie verrichten, was für Gefühle durch ihre Adern strömen.

Auf diesem Wege ist ein klitze kleines Gedankenexperiment angebracht. Wie schmeckt die Vorstellung, dass sich die Sache mit dem Glück genauso verhält wie mit der Liebe? Oh mein Gott wie ist das nun schon wieder gemeint? Ich gehe frecherweise einfach davon aus, dass das Glück und das glücklich sein ein Gemütszustand ist. Ich könnte auch "SChwingung" sagen. Es macht kaum einen Unterschied. Wenn dem so ist - und dass soll einfach mal spontan so in den Raum als gegeben gestellt werden - dann ist das Glück wie die Liebe stets all gegenwärtig. Eine riesige Glücksblase also, die das Universum dem Leben zur Verfügung stellt. DAs ruft eine ganz andere Frage auf den Plan: Wer um alles in der Welt hindert einen Menschen bloss daran, in diese Glücksblase einzutauchen und einfach das pure Glück einzuatmen? Ihre Gedanken? Ihre Art zu leben? Ihre Vorstellungen? Ich höre meinen treuen wuffigen Begleiter schon grinsig bellen: "Na dann denke se doch einfach in Glückseinheiten!"

"Wenn das so einfach wäre!" raunen zig Unglücksboten durch den Saal.

Ja, genauso einfach ist es im Prinzip. Wer meint, sie hätten einfach von Anfang an bessere Sarterbedingungen im Leben gehabt, muss erkennen, dass er auf dem Holzweg ist. Gerade Menschen mit schweren Schicksalsschlägen leben glücklicher und erfüllter als so manch einer ihrer Lebensgenossen. Sie haben gelernt, das Unmögliche möglich zu machen. Wie das?

"Der Glückliche hat irgendwann in seinem Leben einfach die Entscheidung getroffen, glücklich zu sein."

Aber wieso denn einfach wenn es auch kompliziert geht?
;)

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